Das Reisen mit dem Rucksack in der griechischen Inselwelt ist immer für schöne Überraschungen gut – und das lieben wir. Die noch relativ unbekannte ionische Insel Kythira stand schon viele Jahre auf unserer Wunschliste. Dennoch kamen ihr ganze 36 griechische Inseln und Inselchen zuvor, doch jetzt war es Zeit, sie zu entdecken.
Unsere Route für 17 Tage: Kythira, Antikythira und Westkreta
Kythira entdecken & genießen
Mit dem Propellerflugzeug der Agaean Air landen wir auf dem kleinen nationalen Flughafen von Kythira. Unser erster Weg führt uns zu Panayotis, dem lokalen Autovermieter am Flughafen. Wir mieten einen kleinen Hyundai i30 und fahren gleich direkt an den nächstgelegenen Strand von Diakofti, um bei einem griechischen Kaffee und Ouzo erst einmal richtig bewusst anzukommen.
Herrlich, die Füße im feinen Sand, der Geruch von Kaffee, das türkisfarbene Meer, leise Klänge griechischer Musik, die Ruhe, der Duft nach Kräutern und nach Anis – es dauert nur ein paar Augenblicke und ich bin voll und ganz hier, auf dieser von uns noch unentdeckten Insel.
Kythira hat rund 60 Dörfer und Siedlungen und einige große Strände und viele kleine Buchten. Die schönsten Plätze, meine Geheimtipps und die köstlichsten kulinarischen Genüsse, verrate ich euch in diesem Blogbeitrag.
Diakofti – Fähren, Strand und Ruhe
Diakofti ist eine sehr kleine Ortschaft mit wenigen Privathäusern, einigen neuen kleinen Hotels und Studios. Hier befindet sich einer der schönsten Strände der Insel, mit goldfarbenem feinen Sand und helltürkisem, glasklarem Wasser.
Es gibt mehrere sehr nette Tavernen direkt am Meer, die neben den typisch griechischen Speisen auch sehr köstliche vegetarische Gerichte anbieten. Besonders schön fanden wir es im Café Minas, das neben gemütlichen Sitzen auf der Terasse auch Liegen und Schirme direkt davor im Sand bereit stellt. Bei Cappuccino freddo oder griechischem Frappe genießen wir den wunderschönen Ausblick auf das Meer und auf die gegenüberliegende kleine Insel. Wirkich gut gegessen haben wir in der Taverne Manolis unter den schattenspendenden Tamarisken und bei Zefiros, rechts neben der Hafenbrücke am Sandstrand.
Auf der kleinen vorgelagerten Insel, die über eine Brücke erreichbar ist, befindet sich der Haupthafen. Eigentlich ist es nur ein Anleger, der Kythira per Schiff mit dem Peloponnes, Athen und Kreta verbindet. Diakofti ist still, ja wirklich still im September und wunderschön um einfach das Meer, die Ruhe und Gelassenheit und die traditionelle Küche in den Tavernen am Strand zu genießen. Wir lieben das, und kommen deshalb später immer wieder hier her. Aber jetzt fahren wir weiter nach Avlemonas.
Avlemonas – liebliches Fischerdorf mit Charme
Avlemonas ist ein netter kleiner, gemütlicher Ort mit einigen Tavernen, Cafe’s und einem Minimarkt nahe der Bucht. In einer zweiten kleinen Bucht am Ende des Dorfes liegt ein romantischer Fischerhafen. Die Häuser und auch der gesamte Bereich um die Platia ist sehr schön angelegt und wirkt außergewöhnlich gepflegt.
Es ist etwas lebhafter hier als in Diakofti. Vor allem abends, wenn die Hauptgasse an der Bucht für Autos gesperrt wird. Dann kommt Leben in das kleine Fischerdorf. Die Tavernen und Bars öffnen nach ihrer Mittagspause wieder, die Erwachsenen spazieren an der Bucht entlang oder sitzen auf der Platia und unterhalten sich. Die Kinder spielen Verstecken und die Katzen kommen neugierig vorbei um zu sehen, ob nicht eventuell Essensreste für sie abfallen, oder machen es sich auf den noch warmen Steinmauern gemütlich.
Da Avlemonas ziemlich in der Mitte der Insel liegt, ist es ein idealer Ausgangspunkt um die Insel mit dem Auto oder Motorrad zu erkunden. Deshalb haben wir uns für die Unterkunft Anastasia’s Studios in Avlemonas entschieden. Sie liegen ruhig in einer Seitengasse ca. zwei Minuten zu Fuß vom Ortszentrum entfernt. Anastasia ist eine unglaublich nette Gastgeberin, sehr zuvorkommend und herzlich. Sie hat uns mit den etwas raren Fährplänen versorgt, und mit leckeren Köstlichkeiten und eigenen Produkten verwöhnt.
Es ist herrlich im Cafè Botzio. Wir lieben es, an der Bucht unter Palmen und Oleander, Cappuccino, frisch gepressten Orangensaft, Joghurt mit Honig und Früchten oder Omelette, zu frühstücken. Es lädt dazu ein, länger zu verweilen. Danach machen wir uns auf, die Insel zu entdecken. Den Abend lassen wir dann mit köstlichem Essen und bei einem Glas Wein, in einer der gemütlichen Tavernen ausklingen.
Unsere Lieblingstaverne war Limanaki auf der Platia. Sie ist einfach, mit griechischen blauen Holzstühlen, schöner Aussicht, netter Bedienung und guter griechischer Küche. Auch in der Fischtaverne Sotiris und der hübsch und stylisch dekorierten Taverne Skandeia, haben wir sehr gut gegessen – diese sind allerdings preislich etwas teurer als das Limanaki, und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Die Bar Arachtopolio am Fischerhafen konnten wir leider nur an einem Abend genießen, da sie bereits Saisonschluss hatte. Hier war richtig was los. Die Stühle, Tischchen und bequemen Regiesessel sind auf der ganzen Straße verteilt und bei gemütlicher Atmosphäre und Soul- Musik werden eine Vielzahl köstlicher Cocktails, Säfte und kleine Snacks angeboten. Richtig cool zum chillen.
Chora – lebhaft mit Aussicht
Chora ist der Hauptort der Insel und liegt im Inselsüden auf einer Anhöhe, dominiert von der venezianischen Festung, mit traumhafter Aussicht auf den Hafenort Kapsali. Die Platia, mit einem kleinen Park in der Mitte, ist ein netter Platz zum Frühstücken. Das vegetarische Omlette im Café Vengero kann ich sehr empfehlen.
Auf dem Platz herrscht lebhaftes Treiben. Zwischen den kleinen Läden, Cafès und der Platia tummeln sich die Bewohner und auch einige Touristen. Für die Autos ist es ziemlich eng hier, vor allem wenn Waren geliefert oder abgeholt werden und besonders, wenn Inselbewohner auf Familie und Freunde treffen und ihrer Freude in Form einer kurzen Plauderei durch das Fenster ihres Autos lautstark Ausdruck verleihen. Dahinter wird geduldig gewartet – Hektik kennt hier niemand. Sehr hübsch finden wir die kleinen Gassen, in Richtung der Festung. Im Cafè Fossa trinken wir einen köstlichen Cappuccino und kosten den saftigen Orangenkuchen – mhhh, sehr lecker.
Kapsali – ein Schmuckstück
Kapsali im Süden der Insel ist bereits von der Festung in der Chora (Hauptort) aus sichtbar und es ist ein bezaubernder Anblick. Der Ort übt durch seine strahlend weißen Häuser, die große Bucht mit den vorgelagerten Inselchen und dem Hafen eine besondere Anziehung auf mich aus. Es gibt hier viele Studios und Unterkünfte, Tavernen, Bars und ein paar Geschäfte, die jetzt um die Mittagszeit großteils geschlossen haben. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass nur wenige Menschen auf der Straße und am Strand sind. Wir freuen uns auf jeden Fall auf eine Abkühlung und stürzen uns gleich in das herrlich klare, türkisblaue Meer – welch ein Genuss!
Der Sand-Kies Strand liegt direkt an der Promenade des Ortes Kapsali mit etlichen kleinen Cafe`s und Bars. Es ist herrlich, in der Fox Anglais Bar genießen wir nach dem Schwimmen einen frisch gepressten, unvergleichlichen Orangensaft im Schatten der Tamarisken, mit Blick auf die Festung von Chora und lauschen den Wellen und der Musik aus dem Hintergrund.
Agia Pelagia – Tourismus in den Kinderschuhen
Agia Pelagia ist ein kleiner Ort an der Nordküste, der neben Kapsali etwas mehr auf Tourismus ausgerichtet ist als die restlichen Dörfer der Insel. Hier gibt es mehrere kleine Hotels und Apartmentanlagen und einige Tavernen und Bars am Strand. Die bunten Stühle direkt am Meer sehen sehr hübsch aus und ziehen sich bis direkt an den Kiesstrand hinunter. Jetzt, am späten Nachmittag ist es sehr ruhig hier und die gemütlichen Stühle am Strand laden zu einer kurzen Erfrischungspause ein. Die Tavernenbesitzer bereiten bereits die Tische für den Abend vor – es fühlt sich ein bisschen an wie die Ruhe vor dem Sturm. Das Meer ist hier, wie überall auf Kythira wunderschön und südlich von Agia Pelagia, entlang der Küstenstrasse finden wir noch einige schöne Strände zum Schwimmen und entspannen.
Potamos – Zentrum der Infrastruktur
Potamos liegt im nördlichen Landesinneren und ist der größte Ort auf Kythira. Es gibt einige Geschäfte, Bäckereien und etliche kleine Läden mit allerlei Brauchbarem für den Inselalltag. Auf der Platia befinden sich einige Tavernen – in der Taverne Panaretos haben wir einen leckeren Bauernsalat mit Tsatsiki gegessen und den Rotwein probiert – sehr zu empfehlen. Auf der Platia tut sich immer etwas und es ist nett, das beschauliche Treiben rundherum zu beobachten.
Schöne Strände & kleine Buchten
Limnionas beach an der Westküste nahe dem Dorf Milopotamos. Eine asphaltierte Straße führt zu der ganz ruhigen, tiefen Bucht mit herrlichem kristallklarem Wasser. Die kleine Taverne am Strand ist leider geschlossen. Außer ein paar Bootsgaragen und ein paar Fischerbooten, die in der Bucht liegen, ist hier weit und breit nichts – nur Natur. Unter der Tamariske ist es schön schattig – herrlich für eine Abkühlung und zum Seele baumeln lassen.
Melidoni beach. Vom Dorf Karvonades folgt man der Straße nach Drimonas, dann führt eine lange kurvenreiche und teilweise sehr steile Schotterpiste zu der kleinen Bucht an der westlichen Südküste. Der Strand besteht aus feinem Sand, traumhaft klarem Wasser und einer gemütliche Kantina, die Erfrischungen und Snacks anbietet und auch Schirme und Liegen vermietet.
Chalkos beach südlich von Kalamos an der Südküste. Kleine ruhige Bucht mit Kiesstrand und einer kleinen Kantine – nett um kurz mal ins Wasser zu springen.
Fyri Ammos beach sehr langer rot-brauner Strand mit schönem klaren Wasser und einer kleinen Kantine an der südlichen Ostküste. Der Weg führt von Kalamos hier her und ist recht spektakulär – steile Abhänge, viel Kurven, tolle Aussicht.
Kombonada beach an der Ostseite besteht aus hellen Steinen mit teilweise Sand und wunderschönem klaren, türkisen Wasser. Es gibt eine Kantine, die nur ab und zu geöffnet ist, Liegen und Strohschirme.
Kaladi beach ist einer der schönsten Strände und Fotomotive und liegt im Osten der Insel südlich von Avlemonas. Erreichbar ist er über ca. 120 gepflasterte Stufen, aber der Weg lohnt sich. Es gibt keine Strandbar und keine Schirme, deshalb ist es wichtig selbst für Verpflegung, vor allem Trinken und Sonnenschutz zu sorgen. Der Strand besteht aus zwei Buchten mit kleinem Kies und wunderschönem, türkisfarbenen, klaren Wasser und war Mitte September herrlich ruhig.
Lagada beach, südlich des Ortes Agia Pelagia an der Ostküste. Dieser Strand besteht aus gröberem rötlichem Sand, ist sehr gepflegt und mit Liegen und Schirmen und einer sehr netten Strandbar ausgestattet. Ein besonderes Highlight sind die unzähligen mit bunten Markern bemalten Steine von Besuchern, die die Bar und die ganze Umgebung zieren. Die Stifte liegen schon bereit, damit sich die Badegäste gleich auf die Suche nach einem passenden Stein machen, den sie bemalen wollen.
Platia Ammos beach nördlichster Strand an der Ostküste mit Blick zum Peloponnes. Grober dunkler Sand an einer schönen Bucht mit Tamarisken vor dem Ort Platia Ammos, dem ganz kleinen Dorf mit zwei schönen Tavernen auf einem Hügel.
Bezaubernde kleine Dörfer, Tavernen und Lieblingsplätze
Aroniadika liegt im Inselinneren an der Hauptstraße der Nord-Süd Verbindung und der Straße nach Avlemonas, nahe dem Flughafen. In Aroniadika an der großen Straßenkreuzung haben wir den einzigen großen Supermarkt auf der Insel gefunden. Das Dorf ist sehr überschaubar und die Häuser liegen in kleinen Gruppen verteilt.
Am Ortseingang, gegenüber der schön renovierten Kirche, führt eine kleine Gasse in das Dorf. Wenn man hier durch die schmalen Gassen schlendert, sieht man einige sehr schöne alte, in mediterranem Stil, neu renovierte Häuser. Der kurze Spaziergang ist eine nette Abwechslung. Menschen trifft man hier nur wenige und ab und zu gelingt ein Blick hinter die Mauern in die versteckten hübschen Gärten.
Das Kafenion Aroniadika liegt in der gleichnamigen Ortschaft direkt an einer kleinen Straßenkreuzung unter herrlich schattigen Bäumen. Es ist vor allem ein Treffpunkt für die Einheimischen der Umgebung und nur hin und wieder halten Touristen an, um etwas zu trinken. Wir lieben diesen Platz und genießen hier öfter unseren griechischen Kaffee und hin und wieder auch einen Ouzo oder ein Glas Wein mit Mezedes und lassen das Leben hier auf uns wirken.
Trotz der Lage ist es hier ziemlich ruhig, ein bisschen Abwechslung gibt es, wenn ab und zu alte Autos oder Traktoren vorbeikommen oder Inselbewohner aufeinander treffen und energievoll miteinander diskutieren. Kaum zu glauben, dass das Kafenion an der Hauptroute in den Norden liegt, man könnte die vorbeifahrenden Autos fast zählen, so wenige sind es. Diesen Geheimtipp solltet ihr nicht verpassen.
Karvounades, ein kleines Dorf in der Inselmitte Richtung Chora zieht uns auch immer wieder an. Zumindest das kleine urige Kafenion & Mezedopolio Fagopoti hat es uns angetan. Ihr merkt schon, wir sind Genießer. Es ist so nett hier im Schatten mitten in der Straßenkreuzung zu sitzen. Immer wieder kommen ältere Einheimische vorbei um hier gemeinsam zu essen, oder auch nur Kaffee zu trinken und zu plaudern – es macht Spaß ihnen zuzusehen. Wir genießen unseren kleinen Zwischenstopp, die köstlichen Mezedes, den griechischen Kaffee mit Ouzo und die Musik. Ich nutze den schönen schattigen Platz gerne, um mein Tagebuch zu schreiben.
Das Kloster Mirtidion liegt im Westen der Insel und ist das größte Kloster auf Kythira. Es hat einen besonders hübsch gestalteten Garten mit vielen blühenden Pflanzen und Sträuchern. Das Kloster selbst ist ein wunderschönes Gebäude mit vielen Arkaden und einem besonderen Flair.
Milopotamos liegt im Inselinneren nahe der Westküste. Auf dem Weg vom Strand Limnionas beach kommen wir durch den lieblichen Ort mit seiner schönen Platia. In der Nähe gibt es einen kleinen Pfad zu einem Wasserfall, der um diese Jahreszeit leider ausgetrocknet ist.
Wir essen im Kafenion o Platanos ganz köstliche vegetarische Speisen, und trinken Rotwein dazu. Der schattige Platz ist jetzt in den frühen Abendstunden traumhaft schön und schon bald sind alle Tische besetzt. Die Atmosphäre auf der Platia ist ganz besonders. Rundherum gibt es eine alte Wassermühle und eine hübsche Kirche. Bei entspannender Gitarrenmusik genießen wir unsere Zeit hier und lassen den Tag revue passieren.
Zum Abschluss bekommen wir ein Fläschchen traditionellen Faturada, das ist Rakilikör mit Zimt, vom Haus – er schmeckt sehr lecker und ist eine Spezialität dieser Insel, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Auf der Entdeckungsreise durch Kythira haben wir fast alle der kleinen Siedlungen und Dörfer besucht. Viele sind einfach nur eine Ansammlung von meist alten kleinen Häusern mit engen Gassen, die keine Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinn haben. Aber liegt es nicht an uns selbst, festzulegen, was sehenswürdig für uns ist?
Wir haben eine Menge kleiner Dinge gesehen, die uns kurz innehalten ließen und die für uns kleine Sehenswürdigkeiten waren. Jeden Tag haben wir unzählige schöne Momente erlebt und Situationen, die uns ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Und das sind die Erinnerungen, die wir lange behalten werden, weil sie uns berührt haben.
Mit der Fähre Lane Sealines fahren wir nach sechs Tagen auf dieser wunderschönen Insel weiter nach Antikythira, der kleinen Ziegeninsel. Wir haben Kythira richtig ins Herz geschlossen, diese ruhige noch so natürliche Insel mit ihren vielen kleinen Dörfern und gelassenen herzlichen Menschen. Hoffentlich bewahrt sie sich die Ursprünglichkeit noch lange, denn wir werden eines Tages wiederkommen.
Meine 5 Geheimtipps auf einen Blick
- Melidoni beach
- Lagada beach
- Bar Arachtopolio
- Kafenion Aroniadika
- Kafenion – Mezedopolio Fagopoti